#Nachgefragt: Gesellschaftspolitik_1

Vor allem junge, gut ausgebildete Frauen wandern aufgrund fehlender oder nicht ausreichend ausgebauter Strukturen (Kinderbetreuungseinrichtungen, Bildungssektor etc.), stereotyper Rollenbilder, teurer Wohn- und Lebenshaltungskosten bei gleichzeitig geringerem Lohnniveau und fehlenden Arbeitsplätzen aus ländlichen Regionen ab. Vor allem Regionen wie der Lungau sind von sinkenden EinwohnerInnenzahlen betroffen. Welche Maßnahmen planen Sie, um der Landflucht entgegenzuwirken?

SPÖ

Um der Landflucht entgegen zu wirken, braucht es ein breites Bündel an Maßnahmen. Dass die Landflucht weiblich ist, hat seine Gründe und wurde in der Vorgängerregierung auf Bundesebene auch erkannt und bei den Maßnahmen zur Stärkung des ländlichen Raums berücksichtigt. In erster Linie braucht es eine Stärkung der Infrastruktur, wie einen Ausbau der Kinderbetreuung mit Öffnungszeiten, die der Lebens- und Arbeitsrealität der Menschen entsprechen (sowohl jährliche als auch tägliche Öffnungszeiten). Es braucht einen Ausbau an Pflegeeinrichtungen, Tageszentren und Seniorenheimen, da auch Pflegetätigkeiten in erster Linie in Frauenhand sind. Die Schaffung von familienfreundlichen Arbeitsplätzen in den ländlichen Regionen muss oberste Priorität haben. Da kann man Anreize schaffen, damit sich Unternehmen ansiedeln. In erster Linie braucht es dabei einen massiven Ausbau der Infrastruktur, wenn es z.B. um den Zugang zu Internet durch die „Breitbandoffensive“ geht aber auch, wenn es um die bessere Anbindung im Bereich des öffentlichen (im ganzen Land) und privaten Verkehrs (insbesondere entlegenere, schwer erreichbare Gebiete, wie der Oberpinzgau) geht. Der Ausbau öffentlicher Verkehrswege, mit leistbaren Tickets, erhöhter Taktfrequenz und Ausbau der Strecken im ganzen Land Salzburg erleichtert darüber hinaus die An- und Abfahrt für PendlerInnen, wodurch der Zuzug in die Zentralräume verringert werden kann. Hinzu kommt, dass in Landgemeinden im Wohnbau immer noch eine große Dominanz beim Eigentum erkennbar ist. Daher wäre auch ein Ausbau an geförderten Mietwohnungen in Landgemeinden notwendig, um jenen, die sich kein Eigentum leisten, eine leistbare Wohnmöglichkeit bieten zu können – insbesondere für junge Familien und AlleinerzieherInnen. Darüber hinaus wäre auch eine Stärkung der Bildungsmöglichkeiten in den ländlichen Gebieten notwendig, damit junge Menschen eine Ausbildung vor Ort machen und Unternehmen qualifiziertes Fachpersonal vor Ort finden können (Standortstärkung zur Unternehmensansiedlung). Zu guter Letzt ist aber auch die Beantwortung der vorangestellten Frage zu beachten. Denn gerade in ländlichen Gebieten sind traditionelle Rollenbilder meist noch tiefer verankert als in den Zentralräumen. Insbesondere wenn es um Kinderbetreuung oder Fragen der Pflege geht, ist der gesellschaftliche Druck auf Frauen nicht zu unterschätzen.

GRÜNE

Die Grünen haben deshalb im März 2017 im Landtag einen Antrag eingebracht, um die Lebens- und Arbeitssituation von jungen Frauen im ländlichen Raum attraktiv zu gestalten und zu fördern. Dieser Antrag wurde mehrheitlich angenommen und die künftigeLandesregierung ist aufgefordert, das Problem der Abwanderung vor allem jüngerer Frauen aus dem ländlichen Raum als Querschnittsmaterie bei allen Maßnahmen für den ländlichen Raum zu beachten und jeweils geeignete Gegenstrategien zu entwickeln. Die Umsetzung dieses Antrags werden die Grünen im nächsten Salzburger Landtag einfordern und mitgestalten.

In den Bereichen mit grüner Ressortverantwortung konnten wir in dieser Regierungsperiode hier Impulse setzen:

  • Ausbau regionaler Frauenberatung
  • Ausbau Kinderbetreuung
  • Ortskernstärkung als wesentlicher Impuls der neuen Raumordnung „
  • Maßnahmen, an denen wir weiterhin arbeiten werden: >
  • Ausbau des öffentlichen Verkehrs sowie der Rad- und Fußwege im ländlichen Raum
  • Mehr Frauen in der Verkehrs- und Regionalplanung
  • Ausbau der technischen Infrastruktur wie Breitband-Internet zur Stärkung des Wirtschaftsstandorts in den Regionen
  • Öffentliche Dienstleistungen und Nahversorgung in Regionen und Kleinstädten sicherstellen
  • Mehr Frauen in politischen Gremien und politischen Projekten
  • Frauen, Jugendliche und Familien bei der Gestaltung von öffentlichem Raum in Dörfern und Kleinstädten integrieren

ÖVP

Die Lebensbedingungen in der Region müssen so gestaltet werden, dass auch gut ausgebildete junge Frauen ihre Zukunft dort sehen können. Dafür ist eine Sicherung von Arbeitsplätzen durch Weiterentwicklung der jeweiligen Region zu einem modernen und sicheren Lebensraum notwendig. Wichtig für uns sind die Dezentralisierung der öffentlichen Verwaltung und die Schaffung innovativer wie qualitativer Arbeitsplätze im ländlichen Raum sowie die Unterstützung bei Betriebsansiedlung und Vereinfachung von Betriebserweiterungen. Ein wesentlicher Punkt muss zudem der Erhalt und Ausbau der Infrastruktur durch Investitionen in den öffentlichen Verkehr sein. Außerdem ist die Weiterentwicklung der Lebensqualität vor Ort, die Stärkung der Regionen durch Gemeindekooperation, der Ausbau von Bildungseinrichtungen in den Regionen sowie die Sicherstellung der Versorgung in Regionen durch Orts- und Stadtkernstärkung erforderlich. Ein ambitionierter Ausbau der Breitbandinfrastruktur muss weiterhin vorangetrieben werden.

NEOS

Das Problem besteht darin, dass in der Politik und am Land noch ein antiquiertes Frauenbild vorherrscht. Es braucht eine Stärkung des Ländlichen Raums, damit diese Flucht unterbunden wird und Ortskerne nicht mehr vom Aussterben bedroht sind. Für die Menschen in den Regionen müssen einige Dinge sichergestellt sein: Die Teilhabe am Leben, gute Verkehrsanbindungen, gute Baumöglichkeiten und Infrastruktur in der Nähe. Dazu gehören Supermärkte, Krankenhäuser, Schulen, Kindergärten, et cetera. Um all diese Herausforderungen zu lösen, braucht es ein übergeordnetes Konzept. In jeder Gemeinde die Infrastruktur zu schaffen kann aus Kostengründen nicht die Lösung sein. Auch ein besserer Breitbandausbau gehört heute zum Leben dazu und fördert darüber hinaus die Vereinbarkeit von Familie und Beruf.

FPS

Die Landflucht ist ein generelles Problem, dem entgegengesteuert werden muss. Die durch die Landesregierung angekündigte Stärkung des ländlichen Raumes fand in den letzten Jahren nicht statt. Voraussetzung für den Verbleib in ländlichen Gebieten sind Arbeitsplätze vor Ort, Wohnraum für junge Familien, ein Angebot von Kinderbetreuungs- und Bildungseinrichtungen und die Möglichkeit für ältere Mitbewohner, ihren Lebensabend in ihrer Heimatgemeinde zu verbringen.

Liste MAYR

Das Problem der „Landflucht“ beschränkt sich nicht nur auf Frauen, sondern generell auf junge Menschen, die in ihrer Heimat oftmals wenig bis gar keine Berufschancen sehen oder die Möglichkeit haben, einen ihren Interessen entsprechenden Beruf zu ergreifen, weil einfach die entsprechenden Betriebe nicht vorhanden sind. Notwendige Voraussetzung dafür ist es, Betriebsstandorte attraktiver zu machen, Verkehrsverbindungen zu schaffen und diese durch Förderungen und gezielte Steuerentlastungen anzusiedeln. Das fängt beim Einzelhandelskaufmann im Ort an. Kleine und Mittelbetriebe sind auch durch ein Umdenken in der Bevölkerung nur dann umsetzbar, wenn man ihnen die Chance für ein berufliches Überleben gibt.

KPÖ+

Wir stehen für einen massiven Ausbau der öffentlichen Infrastruktur. Anstatt Kaputtsparen, Privatisierungen und einen Strukturabbau braucht es eine Stärkung der sozialen, öffentlichen Infrastruktur, beispielsweise im Verkehrs-, Gesundheits-, Bildungs-, Sozial- und Kulturbereich. Dazu gehört auch das gezielte Schaffen von Arbeitsplätzen durch die öffentliche Hand in strukturschwachen Regionen, die nach der herrschenden Profitlogik als unrentabel abgestempelt werden.