#Nachgefragt: Gesellschaftspolitik_2

Nach wie vor besteht eine traditionelle Rollenverteilung zwischen Frauen und Männern. Stereotype prägen immer noch unser tägliches Leben, insbesondere in den Bereichen Kindererziehung, Haushalt, Pflege und Karenz etc. Mit welchen Maßnahmen wollen Sie stereotypen Rollenbildern entgegenwirken?

SPÖ

Um traditionelle Rollenbilder aufbrechen und Klischees hinterfragen zu können, braucht es ein breites Bewusstsein in der Bevölkerung. Die Schaffung eines solchen Bewusstseins kann nur durch die Thematisierung in der Öffentlichkeit erreicht werden. Die Salzburger Watchgroup gegen sexistische Werbung, die es seit 2012 gibt, ist dafür ein gutes Beispiel, denn gerade in der Werbebranche werden Rollenbilder gerne verwendet und wenn es um Frauen geht, ist eine sexistische Darstellung leider immer noch sehr häufig. Daher braucht es Kampagnen und Öffentlichkeitsarbeit, um Stereotype aufzubrechen. Das kann durch Kampagnen ermöglicht werden, die Menschen vor den Vorhang holen, die jeglichem Rollenklischee widersprechen. Das kann auch durch Förderungen in Unternehmen oder Förderung von Bildungsmaßnahmen und Worksh ops an Schulen gelingen. Das Land müsste dazu die geeigneten Förderbereiche durchforsten und -kriterien festschreiben, die auf die Unterstützung solcher Maßnahmen abzielen. Im Bereich der Kampagnen kann das Land auch selbst als Träger tätig werden.

GRÜNE

Der Situationsanalyse stimmen die Grünen zu 100% zu. Alle Aktionen, Projekte und Bemühungen der letzten Jahre konnten die traditionellen Rollenzuschreibungen noch nicht vollständig aufweiten, sodass beide Geschlechter ihr volles Potenzial einsetzen und entfalten können. Daher gilt es mit Beharrlichkeit am Abbau der Stereotype weiterzuarbeiten. Die besten Motoren der Veränderung sind weibliche und männliche Vorbilder. In den letzten 5 Jahren wurden hier vor allem im Frauen-, Jugend-, Integrations-, Sport- und Wissenschaftsbereichbewährte Projekte weitergeführt: Girls Day, Didact Sommeruni, Start-Stipendien, Integrationslotsinnen, Watchgroup gegen sexistische Werbung wie auch neue Maßnahmen gesetzt: Mini Girls/Boys Day, Sommer-Technik-Woche, Kampagne Männer in der Kinderbetreuung, Frauen im Sport und in der Wissenschaft.

In einem breiten ressortübergreifenden Programm wurde eine MINT-Offensive (Bündelung von allen schulischen und außerschulischen MINT-Angeboten) aufgebaut, die es gilt in den nächsten Jahren kraftvoll umzusetzen und weiterzuentwickeln. Dabei wird gezielt auf den Abbau der Rollenzuschreibungen hingearbeitet:

  • Stärkenorientierte Berufsorientierung in den Schulen
  • Salzburger Talente-Check (mit Einbindung der Eltern)
  • Ausbau der Spürnasenecken in Salzburgs KindergärtenMädchenberatung der Kompass GmbH
  • AMS-Projekt „Frauen in Handwerk und Technik“
  • MINT-Schwerpunkt in den öffentlichen Bibliotheken
  • MINt-Weiterbildungen für (Elementar-)PädagogInnen

ÖVP

Es liegt in der freien Entscheidung jeder Frau und/oder jedes Mannes, wie sie ihr Leben gestalten und welche Lebensentwürfe sie verfolgen und wählen. Die Politik darf hier kein bestimmtes Lebensmodell vorgeben, sondern muss die für die Wahlfreiheit notwendigen Voraussetzungen schaffen. Beispielsweise beteiligen sich jährlich am 4. Donnerstag im April diverse Institutionen mit vielseitigen Programmen am Girls‘ Day und mit dem Girls‘ Day MINI konnte ein zusätzliches Angebot für Mädchen ab vier Jahren geschaffen werden. Mädchen und junge Frauen bekommen dabei die Möglichkeit, in Berufe zu schnuppern, die nicht den klassischen Rollenbildern zuzuordnen sind. Besonders wichtig sind uns hier die Bereiche IT und Technik. Wir möchten Mädchen vermehrt für technische Berufe begeistern. Damit einhergehen muss die Schaffung eines ausreichenden Ausbildungsangebotes, welches wir bspw. durch die Errichtung der Informatik-HTL im Pongau oder durch MINT Schwerpunktschulen erreichen wollen.

NEOS

Konservativen und eingefahrenen Strukturen kann man nur durch eine Änderung des gesellschaftlichen Klimas erreichen. Dazu sehen wir Bildung als notwendige Grundvoraussetzung. Zudem wollen wir Maßnahmen setzen, die es Vätern und Müttern erleichtern, sich die Betreuungsarbeit fair aufzuteilen. Deshalb fordern wir zum Beispiel einen individuellen Karenzanspruch für jeden Elternteil und schaffen so mehr echte Wahlfreiheit auch für Väter.

FPS

Die Familien haben das Recht, selber die Aufgaben aufzuteilen. In den meisten Familien und Lebensgemeinschaften funktioniert das Zusammenleben und die Aufgabenaufteilung harmonisch und zufriedenstellend. In die kleinste und wichtigste Zelle der Gesellschaft soll die öffentliche Hand nicht eingreifen.

Liste MAYR

Diese traditionelle Rollenverteilung ist nicht deshalb entstanden, weil es typische Männer- oder Frauenberufe gibt, sondern das liegt an der Attraktivität und der Bezahlung dieser Berufssparten. Würde die Einstellung für gewisse Berufe sich ändern, wären sicherlich auch Männer bereit, für eine entsprechende Entlohnung Haushalt, Kindererziehung oder Pflege zu übernehmen. Da aber nach wie vor Männer noch immer besser verdienen als Frauen, können sich Familien aus diesem Grund oft gar nicht einen „Rollentausch“ leisten. Der Bereich Haushalt ist nach wie vor ein auf Null-Bezahlung reduzierter Beruf, wo ein Abhängigkeitsverhältnis vorherrscht. Hier ist ein Grundgehalt (auf die Personenanzahl der im Haushalt lebenden Personen angepasst) auszubezahlen, auch mit einem gesetzlichen Pensionsbeitrag.

KPÖ+

Stereotype und Geschlechterrollen engen unser Leben ein und nehmen Menschen ihre Freiheit. Vorstellungen von Gender werden an vielen Stellen in unserer Gesellschaft ständig konstruiert – ob in der Familie, in der Schule, in der Politik und in der Öffentlichkeit. Um die einzwängenden Klischees und Geschlechterrollen zu überwinden, braucht es ein breites gesellschaftliches Umdenken, für das die Politik Impulse setzen kann. Dazu gehören sowohl Maßnahmen mit symbolischer Signalwirkung, als auch konkrete Schritte, die die materiellen Grundlagen solcher Geschlechterrollen aufbrechen.