#Nachgefragt:
Kinderbetreuung & Vereinbarkeit

Bedarfsorientierte Kinderbetreuung ist die Grundvoraussetzung für Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Nach wie vor besteht Bedarf an Kinderbetreuungsplätzen, vor allem bei den unter 3-Jährigen, aber auch in allen Altersgruppen. Zusätzlich gibt es kein flächendeckendes und bedarfsorientiertes Angebot der Nachmittagsbetreuung. Welche Maßnahmen setzen Sie für den Ausbau unterschiedlicher Betreuungsplätze, um ein bedarfsorientiertes Angebot bereitzustellen?

SPÖ

Für den Ausbau der Kinderbetreuungsplätze für unter 3-Jährige gibt es Mittel vom Bund, die auch in der laufenden Legislaturperiode vom Land abgeschöpft wurden. Das Angebot konnte damit zwar erweitert werden aber wir sind dennoch weit vom Barcelona-Ziel der EU (Abdeckung von 33 Prozent) entfernt. Der Ausbau muss also weiter forciert werden. Die Mittel müssen vom Bund weiter zur Verfügung gestellt werden. Da braucht es Druck aus den Ländern, da die Zusage für die Fördermittel vom Bund in einem Jahr ausläuft. In vielen Gemeinden fehlt der reibungslose Übergang von U-3-Betreuung zu Kindergarten zu Schuleintritt. Das Hauptproblem ist hier das fehlende bzw. mangelnde Angebot an Nachmittagsbetreuung. Hinzu kommen die z.T. sehr hohen Kosten für die Kinderbetreuung, die angesichts der Kürzung der Zuschüsse für die Elternbeiträge unter schwarz-grün noch verschärft werden.

Es braucht daher:

  • Einen massiven Ausbau der U-3-Betreuung, um das Barcelona-Ziel der 33 Prozent zu erreichen
  • Einen weiteren Ausbau der Kinderbetreuungsplätze und eine neue, einheitliche Bedarfserhebung in den Gemeinden. Grundsätzlich gilt: ein verlässliches Angebot wird auch angenommen.
  • Wir fordern die beitragsfreie Kinderbetreuung. Das Beispiel OÖ zeigt, wie Gebühren als „Kindergartensteuer“ gesehen werden und wie viele Abmeldungen es dort aufgrund der Wiedereinführung von Gebühren gibt.
  • Die Qualität der schulischen Nachmittagsbetreuung muss verbessert werden, damit die Eltern das Angebot auch annehmen. Im Rahmen der Tagesbetreuung zahlt das Land 60% der Fördermittel für Schulkindgruppen und alterserweiterte Gruppen. Es ist dringend notwendig, auch den Betreuungsteil in der schulischen Ganztagsbetreuung entsprechend zu unterstützen, damit die Städte und Gemeinden eine bessere Leistung anbieten können. Wir unterstützen die Forderungen in Richtung Bund, dass es auch im Bereich Ganztagsschule keine Beiträge mehr geben soll. ( freier Zugang zur Bildung)
  • Ein gesundes Mittagessen in den Schulen: Jedes Schulkind im Land Salzburg soll einmal täglich ein frisch gekochtes Mittagessen bekommen. Auch wenn Kinder keine Nachmittagsbetreuung in Anspruch nehmen, ist ein gesundes Mittagessen wichtig für die Gesundheit der SchülerInnen und entlastet die Eltern zusätzlich
  • Neben den notwendigen Tagesöffnungszeiten sind die Schließzeiten für die Eltern entscheidend. Im Bereich Kinderbetreuung müssen sie massiv reduziert werden, im Bereich Schule muss flächendeckend Ferienbetreuung angeboten werden.

GRÜNE

Kinderbildungs- und Kinderbetreuungsangebote sind die Basis einer geschlechtergerechten Familienpolitik! Sie spielt massiv auch in die Frauenpolitik hinein. Wir GRÜNE stehen aus voller Überzeugung zum weiteren Ausbau der Angebote – in der Quantität und in der Qualität. Ziel ist, dass für jedes Kind ein leistbarer und qualitativ hochwertiger Bildungsplatz zur Verfügung steht. Und unser langfristiges Ziel ist eine kostenfreie Bildung – von jungen Jahren an! In den letzten Jahren haben wir in Salzburg – gemeinsam mit den Gemeinden und Städten die Kinderbildung massiv ausgebaut. Im Vergleich der Jahre 2013/14 und 2017/18 besuchen um 1.830 Kinder mehr institutionelle Einrichtungen (+9,6%). Die Zahl der Einrichtungen selber ist um 7,9 Prozent gestiegen (+41 Einrichtungen).

  • ganztägig geöffnete Einrichtungen sind um 9,8 Prozent gestiegen.
  • VIF-Einrichtungen sind um über 18 Prozent gestiegen; fast 30 Prozent aller Einrichtungen sind VIF-konform, damit liegt Salzburg deutlich über dem Bundesländerschnitt.

Aktuell setzen wir uns beim Bund massiv ein für die Verlängerungen der notwendigen Bund-Ländervereinbarungen (15a-Vereinbarungen) zu Ausbau, Sprachförderung und kostenfreies letztes Kindergartenjahr. “ Wir haben auch die Ferienbetreuung ausgebaut, dabei wurden unter GRÜNER Ressortverantwortung die Mittel um 26 Prozent angehoben und mit der neuen Online-Feriendatenbank ein schneller und zielgerichteter Zugang für die Eltern geschaffen. Der Onlineatlas zu den Kinderbetreuungseinrichtungen befindet sich bereits in Umsetzung. Kinderbetreuung muss für alle Eltern leistbar sein. Dabei setzen wir auf soziale Treffsicherheit: Der neue Kinderbetreuungsfonds unterstützt Familien und Alleinerziehende mit geringem Einkommen mit jährlich bis zu 350 Euro. Aufgrund der Weigerung der Gemeinden konnte in der Legislaturperiode 2013 bis 2018 das neue Kinderbildungs- und Kinderbetreuungsgesetz, an dem intensivst und unter Einbindung aller Zielgruppen gearbeitet worden ist, nicht beschlossen werden. Das Land hatte die notwendigen Gelder für die Umsetzung der Verbesserungen reserviert (3,5 Mio Euro). Herzstück des neuen Gesetzes sind: Verbesserung des Betreuungsschlüssels der unter 3-Jährigen (ab dem 5. Kind eine 2. Betreuungsperson), Festschreibung Bildungsauftrag, Qualitätsverbesserung in der Betreuung (Vorbereitungszeiten verbessern, Fortbildungsverpflichtung) und im Management (Leitungsstunden), Elternarbeit, inklusive Pädagogik, Bürokratieabbau. Den Weg der besten Bildung und Begleitung der Kinderwollen wir Grüne konsequent fortsetzen, konkret bedeutet das:

  • Umsetzung des neuen Kinderbildungs- und Kinderbetreuungsgesetz! Gemeinsam mit Gemeinden und Städten
  • Weiterer Ausbau der Bildungsplätze für jede Altersgruppe, mit besonderem Blick auf die unter 3-jährigen (!) – und in ALLEN Bezirken des Landes. Anreize für gemeindeübergreifende Lösungen schaffen.
  • Weiterer Ausbau qualitativer Nachmittagsbetreuungsangebote ganzjährig und für Kinder bis zum 16. Lebensjahr
  • Ausdehnung der Öffnungszeiten gemäß Kriterien des Vereinbarkeitsindikators für Familie und Beruf (VIF-Kriterien); Wochen- und Jahresöffnungszeiten (Ferienbetreuungsangebote für alle Kinder) der Betreuungseinrichtungen müssen den Anforderungen eines Vollzeitarbeitsplatzes entsprechen; Angebote für Randzeiten schaffen
  • Kinderbildungseinrichtungen müssen leistbarer werden: Reduktion der Elternbeiträge, soziale Staffelungen bzw. finanzielle Unterstützung für armutsgefährdete Familien. Bei allen Maßnahmen ist darauf zu achten, dass die Chancengleichheit aller Kinder und Familien gegeben ist!

Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist nicht ausschließlich durch den Ausbau der Kinderbildungs/betreuungsangebote umzusetzen. 24×7 Stunden Kinderbetreuung mögen den Anforderungen der Unternehmen entgegenkommen, fraglich ist jedoch, ob die Bedürfnisse der Mütter (Väter) und vor allem auch die der Kinder hier nicht auf der Strecke bleiben. Daher braucht es hier familienfreundliche Unternehmen und ArbeitgeberInnen. Gefordert und geplant sind dazu:

  • Frauenfördermaßnahmen und Unterstützungsmaßnahmen für den Wiedereinstieg nach Karenz verstärken (siehe ua. Maßnahmen für den Landesdienst)
  • Anreize und/oder gesetzliche Regelungen für Telearbeitsplätze (für Frauen UND Männer) schaffen; Gleitzeitmodelle in der Privatwirtschaft in allen Branchen forcieren
  • Berücksichtigung von Vereinbarkeit bei Weiterbildungsmaßnahmen
  • Karrierewege in Teilzeit ermöglichen
  • „Audit berufundfamilie“ forcieren und Vorzeigebetriebe vor den Vorhang holen

ÖVP

Für uns ist es unumgänglich, möglichst flexible und vielfältige Betreuungsangebote und deren freie Wahl anzubieten, um durch individuelle Lösungen zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf beizutragen. Maßnahmen:

  • Entscheidungsfreiheit bei der Kinderbetreuung: Ob Kinder zuhause oder extern betreut werden, soll jede Familie selbst entscheiden können. Sie soll dafür die entsprechende Unterstützung bekommen.
  • Bedarfsgerechte Planung und Ausbau von qualitativ hochwertiger, möglichst flächendeckender, leistbarer und zeitlich abgestimmter Kinderbetreuung. Dazu zählen u.a. ein gut abgestimmter Übergang in die Betreuung, bedarfsgerechte Öffnungszeiten, Angebot zu den Randzeiten, ganzjährige Betreuung und die Unterstützung bedarfsabhängiger Modelle.
  • Bedarfsgerechte Betreuung auch für Schulkinder bis 14 Jahre.
  • Ganztagesbetreuung für alle, die es brauchen und wollen. In deren Rahmen sollen auch Angebote wie Sport und Musik abgedeckt werden können.
  • Bedarfs-Ausbau der Ferienbetreuung in den Gemeinden und die Unterstützung gemeindeübergreifender Modelle.

NEOS

Wir wollen einen massiven qualitativen als auch quantitativen Ausbau von Kinderbetreuungsangeboten: Vor allem aber längere Öffnungszeiten und weniger Schließtage in Kinderbetreuungseinrichtungen. Zudem fordern wir einen Rechtsanspruch auf einen Kinderbetreuungsplatz ab dem 1. Geburtstag jedes Kindes. Außerdem glauben wir, dass es langfristig eine Finanzierung des Ausbaus durch einen aufgabenorientierten Finanzausgleich braucht: Es kann doch nicht sein, dass die einzelnen Bundesländer jedes Jahr wieder bangen müssen, ob sie genügend finanzielle Mittel für den Ausbau von notwendiger Infrastruktur im Bereich der Kinderbetreuung zur Verfügung gestellt bekommen.

FPS

Wichtig ist für uns die Wahlfreiheit der Eltern. Jene, die ihre Kinder zu Hause betreuen möchten, und diese so beim Aufwachsen unterstützen, müssen genauso gefördert werden, wie Eltern, die Kinderbetreuungseinrichtungen in Anspruch nehmen. In beiden Bereichen muss im Budget ausreichend Sorge getragen werden, dass den Ansprüchen der Salzburger Gesellschaft Rechnung getragen werden kann.

Liste MAYR

Die Erhebung, wie hoch der Bedarf wirklich ist, ist Grundvoraussetzung für eine weitere Planung. Im städtischen Bereich ist der Bedarf ein anderer, als in ländlichen Gebieten, das hat schon die Vergangenheit gezeigt.
Die Nachfrage bestimmt das Angebot. Kein Elternteil sollte auf Grund von fehlenden Kinderbetreuungsplätzen an der Ausübung des eigenen Berufes gehindert werden. Nachmittagsbetreuung ist nach umfassender Erhebung an Bedarf und Notwendigkeit in allen Gemeinden zu installieren. Räumlichkeiten, die durch Gruppen oder Vereine nur zeitweise benutzt werden, können hier sehr gut mitbenutzt werden, nach dem Motto: wir vormittags, ihr nachmittags – oder umgekehrt.

KPÖ+

Im Bundesland Salzburg braucht es viel mehr verfügbare und leistbare Betreuungsplätze. Als KPÖ PLUS wollen wir einen zügigen und umfassenden Ausbau der Betreuungsplätze im gesamten Bundesland. Wir setzen uns ein für ein Recht auf einen kostenlosen und qualitativ hochwertigen Kinderbetreuungsplatz ab dem sechsten Monat.

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