#Nachgefragt:
Zukunft der Pflege_1

Welche Maßnahmen und Konzepte für ein selbstbestimmtes Altern schlagen Sie vor?

SPÖ

Ein selbstbestimmtes Altern braucht vor allem gute Wohnmöglichkeiten und die Möglichkeit am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen. Gerade bei Wohnmöglichkeiten gibt es bereits viele erfolgserprobte Modelle, wie Alters-Wohngemeinschaften, betreubares Wohnen oder auch Seniorenwohnheime. Seniorenwohnheime bieten zumindest mittlerweile viele sozialarbeiterische und aktivierende Maßnahmen, wie z. B. Lesegruppen, Musikgruppen, Therapien, um Menschen ein aktives Leben in der Gemeinschaft zu ermöglichen. Was die finanzielle Unabhängigkeit im Alter anbelangt, die für ein selbstbestimmtes Leben auch zentral ist, braucht es vor allem für Frauen Lösungsansätze, da diese mit einer deutlich niedrigeren Durchschnittspension auskommen müssen als Männer. Eine vorzeitige Anhebung des Frauenpensionsalters muss daher verhindert werden, um Altersarmut nicht noch weiter zu verschärfen. Viele Seniorenangebote, wie z. B. verbilligte Tickets für den öffentlichen Verkehr und sonstige Angebote sind darüber hinaus zentral, um die Teilnahme am gesellschaftlichen Leben weiter zu ermöglichen. Wichtig ist auch, die Möglichkeit einer kostenlosen rechtlichen Beratung für Patientenverfügungen im ganzen Bundesland anzubieten, um die Selbstbestimmtheit zu garantieren.

GRÜNEN

Zur guten Begleitung und Entlastung von Pflegenden braucht es den Mix an mobilen, teilstationären (Übergangspflege etc.) und stationären Angeboten, wie er in Salzburg vom GRÜNEN Soziallandesrat Heinrich Schellhorn gut abgesichert und ausgebaut werden konnte. Begleitung und Entlastung von Pflegenden heißt für uns als GRÜNE sowohl die Begleitung und Entlastung von pflegenden Angehörigen wie auch die Begleitung und Entlastung der in der Pflege beruflich Tätigen, bei denen es sich zum überwiegenden Teil um Frauen handelt. Neben der Absicherung der Pflegeberatung ist uns ein ausreichendes Angebot in der Pflege wichtig, aus dem die KundInnen auswählen können. Alle benötigten Unterstützungen sollen stets und nach persönlichem Bedarf ermöglicht werden. Im Ausbau von Wohnhäusern für Seniorinnen und Senioren wird verstärkt auf die individuellen Wünsche der Menschen eingegangen. So kann die Unterstützung durch Tageszentren, Kurzzeitpflege oder mobile Dienste nach Bedarf wahrgenommen werden. Wir Grünen setzen uns stark für das Hausgemeinschaftsmodell ein, bei dem Seniorinnen und Senioren in kleinen Wohneinheiten selbstständig leben, zugleich aber auf eine Rund-um-die-Uhr-Betreuung und Pflege zurückgreifen können, sollten sie diese brauchen. Wir wollen, dass ältere Menschen so normal wie möglich aber trotzdem in Gemeinschaft und in Sicherheit leben können. Für Eltern beeinträchtigter Kinder konnten wir Ferienbetreuungsangebote und familienentlastende Angebote in den vergangenen Jahren ausbauen und wollen diesen Weg fortsetzen. Insbesondere braucht es hier aber auch ein vermerktes Augenmerk auf die Inklusion dieser Kinder vom Kindergarten bis ins Schulsystem und eine dementsprechende Ausstattung von Bildungseinrichtungen für Kinder und Jugendliche (personell und räumlich). Auch dies stellt eine Entlastung der Eltern dar. “ Für die in der Pflege beruflich Tätigen braucht es neben der oben bereits beschriebenen Anhebung des Einkommens auch dementsprechende Arbeitszeit- und Karrieremodelle, die ihnen ein gutes Arbeiten in diesem Bereich ermöglichen. Das GRÜNE Salzburg wird ein barrierefreies Salzburg werden. Menschen mit Kinderwagen, Rollator, Rollstuhl, Krücken, Menschen mit Hör- oder Sehbehinderungen, Kinder und Jugendliche oder Menschen mit Lernschwierigkeiten stoßen in ihrem Lebensalltag oft an Grenzen. Mit der Initiative zur Barrierefreiheit sorgen wir dafür, dass in Salzburgs Museen die Angebote an barrierefreier Kulturvermittlung ausgebaut werden. Wir Grünen kämpfen in allen gesellschaftlichen Bereichen für mehr Barrierefreiheit. Damit niemand ausgeschlossen wird und die Lebensqualität für alle verbessert wird. Barrierefreiheit ist eine Notwendigkeit für Menschen mit Behinderungen und ein Gewinn für die gesamte Gesellschaft. Zu einem selbstbestimmten Altern gehört auch die Möglichkeit zu freiwilligem Engagement und Bildungsmöglichkeiten im Alter. Daher unterstützen wir als GRÜNE Projekte, die dies fördern und ermöglichen.

ÖVP

Ein bedarfsgerechtes Angebot an institutionellen und mobilen Unterstützungsstrukturen für eine gute Betreuung und Pflege von Angehörigen ist die Voraussetzung für die Berufstätigkeit vieler Menschen, insbesondere für Frauen. Die Babyboomer, die jetzt das Pensionsalter erreicht haben, leben meist nicht mehr am Wohnort ihrer Kinder, sind kinderlos oder wollen ihren Lebensabend gut selbst gestalten. Die Pflege Nahestehender hat große gesellschaftliche Bedeutung. Wir wollen pflegende Angehörige mit einem Bündel an Maßnahmen unterstützen, beispielsweise durch die Stärkung der sozialen Dienste wie Hauskrankenpflege und Heimhilfen, den Ausbau der Möglichkeiten für eine „Auszeit von der Pflege“ wie etwa Tagesbetreuungseinrichtungen. Die Zahl der Pflege-Ausbildungsplätze ist weiter zu erhöhen. Außerdem ist eine Verbesserung der sozialen Absicherung pflegender Angehöriger und bei Pflege von Angehörigen eine stärkere Berücksichtigung der Leistung (bspw. Bei den Pensionszeiten) notwendig. Es gilt zudem, ein attraktives und kostenloses Angebot an Weiterbildungsangeboten für Betreuungs- und Pflegeleisten zu erstellen, auf das betreuende Angehörige freiwillig zurückgreifen können. Die meisten Menschen wünschen sich, dass sie so lange wie möglich in ihren eigenen vier Wänden bleiben können. Es ist uns ein großes Anliegen, diesem Wunsch gerecht zu werden und diesen mit entsprechenden Maßnahmen zu unterstützen. Auch ein senioren- und pflegegerechter Umbau der eigenen vier Wände ist hier ein wichtiger Aspekt. Es gilt zu verhindern, dass Pflege für Pflegebedürftige, aber auch für deren Angehörigen zur „Armutsfalle“ wird.

NEOS

Im Pflegebereich sind weitsichtige Reformen notwendig, nicht zuletzt auf Grund von demographischen Herausforderungen und einem bestehenden Flickwerk an Regelungen. 2015 wurden rund 3,4 Mrd Euro (Bruttoausgaben) für Pflege ausgegeben, welche sich in den kommenden Jahrzehnten verdoppeln werden. Gerade stationäre Pflege (egal ob Pflegeheim, Spital, etc.) ist die teuerste Variante, ambulante Pflegedienste sind in der Lage, pflegebedürftige Personen in ihrer gewohnten Umgebung zu pflegen und erfüllen damit einen der größten Patient_innenwünsche bei gleichzeitigen volkswirtschaftlichen Vorteilen (kaum Abhängigkeiten von Sozialleistungen, da die mobile Pflege deutlich billiger). Daher fordern wir folgende Maßnahmen im Pflegebereich:
• Keine neuen Bettenburgen, sondern Ausbau der mobilen Pflegedienste – klares Bekenntnis zu mobil vor stationär.
• Bundesweite Vereinheitlichung der Qualitätsstandards und Personalverteilung.
• Pflegedienste sind dezentral organisiert: Die Verantwortung für die Erbringung der persönlichen und praktischen Unterstützung sowie entsprechender Räumlichkeiten liegt bei den Gemeindeverwaltungen.

FPS

Die Selbstbestimmung ist jedem selbst überlassen. Die Politik soll die Möglichkeit schaffen, dies zu ermöglichen.

Liste MAYR

Der Wunsch der Betroffenen hat hier Priorität. Solange ein selbstbestimmtes Leben auch im höheren Alter möglich ist, ist dieses zu unterstützen und damit zu ermöglichen (regelmäßiger Besuch von Haushaltshilfe und Pflegedienst, Essen auf Rädern, Unterstützung bei Arztbesuchen etc.). Der Einsatz von Zivildienern wäre hier auch eine Möglichkeit, sinnvolle Arbeit zu leisten. Aber auch der Einsatz von Langzeitarbeitslosen, die über das AMS eine entsprechende Schulung erhalten, wäre denkbar. Die Ausbildung zur „mobilen Unterstützung älterer Menschen“ ohne Pflegetätigkeit selbst wäre eine Möglichkeit, arbeitslosen Menschen die Möglichkeit für Arbeit und den Betroffenen die entsprechende Unterstützung zukommen zu lassen. Ziel ist es, den älteren Menschen ihre Selbstbestimmtheit und Selbstständigkeit so lange es geht zu erhalten. Abschließend möchte ich festhalten, dass hier von sehr vielen Forderungen gesprochen wird. Dafür ist viel Geld in die Hand zu nehmen. Durch eine gut durchdachte Umschichtung von Geldleistungen und Einsparungen bei Leistungen, die machbar sind, sollte es möglich sein, gerade Frauen, die unsere Gesellschaft durch bis heute kostenlose Arbeitsleistung auch ein menschenwürdiges Leben und Altern zu garantieren und abzusichern.

KPÖ+

Derzeit wird im Pflege- und Gesundheitswesen gestrichen, wo es nur geht. Wir setzen uns dafür ein, dass das Pflege- und Gesundheitswesen ausgebaut und weiterentwickelt wird. Wir wollen eine starke öffentliche Infrastruktur für alle statt Profitemacherei, die uns krank macht. Es braucht mehr Pflegekräfte und ausreichend Zeit für eine menschenwürdige, hochwertige Betreuung. Dazu braucht es unter anderem einen freien Zugang zur professionellen Ausbildung und bessere Anstellungsverhältnisse für sämtliche Professionen im Pflege- und Gesundheitswesen, sowie eine Senkung der Einstiegshürde für Pflegegeld und jährliche Valorisierung.